Neu !!!! Wie ist Ihr Verhältnis zur Hundeleine? Neu!!!
Kein Ausrüstungsgegenstand ist so unerlässlich wie die Leine – und so problematisch. Das muss nicht sein, findet Hundeerziehungsberater Holger Schüler.
Viele Hundebesitzer, vor allem die, die Ihren Hund gewaltfrei und positiv erziehen möchten, haben ein sehr gespaltenes, oft sogar negatives Verhältnis zur Leine. Das wichtigste Ziel ist es, den Hund möglichst oft frei laufen zu lassen. Jede Einwirkung mit der Leine gilt als schädlicher und brutaler Leinenruck. Dabei liegt eine ganze Menge zwischen diesen beiden Extremen!
Zu erst einmal ist die Leine wohl tatsächlich erfunden worden, um den Hund zu kontrollieren, um ihn am Weglaufen zu hindern und ihn zu maßregeln. Menschen sind erfinderisch, wenn es darum geht, mehr Macht in die Hand zu bekommen – und so entstanden Stachelhalsbänder, „Erziehungshilfen“ wie Elektroschocks und Sprühhalsbänder, immer neue, teilweise brutale Hilfsmittel. Den Einsatz der Leine als Machtinstrument lehnen viele Hundebesitzer zum Glück inzwischen ab, und das ist gut so!
Nun ist die Leine aber zu etwas ganz und gar Negativem in der Wahrnehmung vieler Hundebesitzer geworden. Man möchte die Leine am liebsten gar nicht benutzen. Aber was vermitteln Sie Ihrem Hund mit dem Gedanken: „Hier muss ich dich leider anleinen“? An der Leine ist der Spaß zu Ende? Nur ohne Leine kann sich ein Hund wohl fühlen?
Machen Sie sich klar, dass Hunde Meister darin sind, unsere Absichten und Gefühle zu lesen – nicht nur, was wir tun, zählt, sondern auch, wie wir es tun. Manchmal kommt es einem so vor, als könne der Hund Gedanken lesen. Und welchen Reim macht sich der Hund wohl auf Ihre Gedanken über die Leine?
„Die Leine ist etwas Beunruhigendes. Ich ignoriere sie, so gut ich kann, oder ich wehre mich dagegen. Wenn das nicht klappt, muss ich versuchen, mich mit all meiner Kraft zu entziehen....“
Und dann wird gezogen, geschimpft, gekämpft. Mensch und Hund fühlen sich unwohl und unsicher. Das bedeutet Stress. Viele Hundehalter, deren Hunde Probleme an der Leine machen, erzählen, der Hund sei ganz friedlich, sobald er frei laufen „darf“. Ist die Leine das Problem? Nein, es ist die Einstellung der beiden Lebewesen, die durch sie verbunden sind.
Überprüfen Sie mal Ihr Verhältnis zur Leine. Versuchen Sie, eine positive Einstellung zu entwickeln und Ihrem Hund in Gedanken mitzuteilen, etwa so: „An der Leine kannst du dich sicher fühlen! Die Leine verbindet uns.“
Mit einer positiven Einstellung zur Leine können Sie aus einem blossen Instrument der Freiheitsberaubung ein Kommunikationsmittel machen. Ein kurzes Zupfen an der Leine ist ein Signal an den Hund: Achte auf mich – hier spielt die Musik! Oder eine Ankündigung: Achtung, gleich kommt was (z.B. ein Richtungswechsel oder Stehenbleiben).
Signale an der Leine zu geben, müssen Sie genauso sorgfältig erarbeiten, wie jedes andere Kommando auch. Üben Sie zuerst ohne Ablenkung. Die Leine muss locker sein. Falls bereits Zug auf der Leine ist, müssen Sie zuerst kurz nachgeben, und dann folgt ein kurzes Schnicken aus dem Handgelenk. Wenn der Hund Sie daraufhin anschaut, loben Sie ihn.
Ein kurzes Schnicken aus der lockeren Leine heraus ist weit entfernt von einem Leinenruck. Und vor allem ist es keine Strafe! Wer die Leine missbraucht, um den Hund damit zu bestrafen, bewirkt nur, dass der Hund Angst vor der Leine bekommt.